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Mittwoch, April 11, 2012
Wenn die Zeitung falsch berichtet...
Unlängst hatte der Warnow-Bote Anlaß, einen nicht zielführenden Artikel der SVZ zu kritisieren ("Pressefreiheit" beim Umgang mit Informationen). Es ist offenbar nicht der einzige Zeitungs-Aussrutscher: Ende März berichtete die SVZ über sehr bedenklich erscheinende Haltungen in Goldberg - nicht nur bei Mitbewohnern im Neubauviertel, sondern angeblich auch bei Stadtvertretern:
"... Auf der jüngsten Goldberger Stadtvertretung brachte die Fraktion Bürger für Goldberg das Thema, das eigentlich gar nicht auf der Tagesordnung stand, kurz vor Ende der Sitzung auf den Tisch. Nachts seien Wohngruppen ohne Betreuung, hieß es von den beiden Stadtvertretern Dieter Langer und Gustav Graf von Westarp... sein Fraktionskollege Dieter Langer unterstrich, dass die Zahl der Straftaten in Goldberg dramatisch zunehme und spannte ziemlich unverhohlen einen Bogen zum betreuten Wohnen.
FDP-Kommunalpolitiker Rüdiger Lewerenz wandte sich hingegen vehement gegen die Anmerkungen. "Gegen Aussagen wie ,Die dürfen wir nicht frei herumlaufen lassen’ wehre ich mich ausdrücklich", sagt er in Richtung der Bürger für Goldberg. Sätze wie diese seien gefährlich und ausgrenzend..."
Das klingt, als wäre der SVZ-Journalist auf der Stadtvertretersitzung dabei gewesen und hätte die Ausführungen der genannten Herren Langer und Graf Westarp mit eigenen Ohren angehört. War er offenbar aber nicht oder er hörte überhaupt nicht zu oder...
Ein Leserkommentar zu vorstehend zitiertem Artikel merkt nämlich an:
"Gegen Aussagen wie ,Die dürfen wir nicht frei herumlaufen lassen’ wehre ich mich ausdrücklich", sagt er (Lewerenz) in Richtung der Bürger für Goldberg.
Lewerenz ist nicht nur Stadtvertreter sondern auch stellvertretender Bürgermeister. Er trägt somit auch eine gewisse Verantwortung im Hinblick auf eine sachliche Diskussion kommunaler Probleme. Die oben zitierte Aussage trägt allerdings zum Gegenteil bei und die SVZ duldet dies auch noch.
Lewerenz hat diese Aussage nämlich nicht zitiert, sondern frei erfunden. Kein Stadtvertreter hat sich nämlich auch nur im entferntesten in diese Richtung geäußert.
Welche Gründe mag ein ehemaliger Kreisvorsitzender der FDP haben, wenn er Stadtvertreter in dieser Form diffamiert? War das nur ein Ausrutscher in der Hitze der Debatte? Warum fand die Aussage dennoch den Weg in die SVZ? Vielleicht bekommt der SVZ-Leser darauf noch eine Antwort?
I. WROBEL 31.03.2012 12:13
Wer hat recht, I. Wrobel oder der SVZ-Journalist? Graf von Westarp ist nicht nur Goldberger Stadtvertreter, sondern auch Vorsitzender unseres Vereins "Warnowregion". Eine Äußerung wie die in der SVZ abgedruckte oder auch nur ein 'unverhohlener Bogen zwischen betreutem Wohnen und steigenden Straftagen' ist für unseren Verein absolut unakzeptabel. Ich habe deshalb bei Graf von Westarp nachgefragt - er hat mir die Aussage von I. Wrobel uneingeschränkt bestätigt. Die schändliche Aussage ist frei erfunden.
Aber neben der Lewerenz'schen Erfindung muss auch der Satz befremden, "Dieter Langer unterstrich, dass die Zahl der Straftaten in Goldberg dramatisch zunehme und spannte ziemlich unverhohlen einen Bogen zum betreuten Wohnen". Das liest sich, als würden den betreuten Bürgern Straftagen unterstellt. Gesagt und gemeint war aber von Herrn Langner, dass die betreuten Bürger, weil zu wenig betreut, Opfer von Straftagen werden könnten. Opfer, Her Journalist, nicht Täter!
Nach dieser doch recht bösartig anmutenden "Berichterstattung" geht die SVZ noch einen Schritt weiter und interviewt einen verantwortlichen Mitarbeiter der Diakonie. Der war offenbar auch nicht auf der Stadtvertretersitzung, traut sich aber auf Grund vom Hörensagen ein Urteil zu: "Während die Zusammenarbeit zwischen Diakoniewerk und Goldberger Wohnungsbaugesellschaft gut funktioniert, lässt die Zusammenarbeit mit einigen Kommunalpolitikern offenbar zu Wünschen übrig". Er spricht von "unsachlicher Diskussion", von "Übersensibilität und Halbwissen". Gut gemacht, SVZ!? Jetzt fehlen eigentlich nur noch emporte Leserkommentare. Da sie ausblieben und Kommentator Wrobel sogar eine Antwort von der SVZ erhoffte, standen Artikel und Kommentar nur kurz im Netz (die Kommentare etwas länger als der Artikel...). Wer nachlesen will: Wir haben den Artikel gespiegelt.
Nebenbei angemerkt: Der Artikel erschien auch im "Prignitzer" und in den Rostockern "Norddeutchen Neuesten Nachrichten" - also in Regionalblättern, die die Goldberger Personen nicht kennen und daher die Informationen fast zwangsläufig als bare Münze nehmen...
Und für so eine Arbeitsweise bekommt man einen Journalistenpreis? Der Korrektheit halber sei angemerkt, den Preis gab es für eine andere Arbeit, aber so gut die immer gewesen sein mag, darf man der Preisverleiher den alltäglichen Boulevardstil des gleichen Journalisten außer acht lassen?
In meiner Heimatzeitung lese ich heute zum Thema Meinungsfreiheit versus Political Correctness: "Political Correctness (PC), die politische Korrektheit, dient ... nicht selten als Feindbild und politischer Kampfbegriff derjenigen, die sich dadurch in ihrer Meinungsfreiheit eingeschränkt fühlen... Was PC einschränkt, ist die Freiheit, andere zu verunglimpfen, sie durch Worte und Taten zu beleidigen... Wem der Begriff »politisch korrekt« ... nicht passt, weil er irgendwie zu links klingt, der kann ihn einfach ersetzen – etwa durch Menschenwürde. Wo sie von der Meinungsfreiheit verletzt wird, endet diese". Das sollte auch für die SVZ gelten!
Edited on: Mittwoch, April 11, 2012 19:31
Categories: Meinungsfreiheit, Presse
Donnerstag, Dezember 09, 2010
Auch in eigener Sache: Wikileaks und die kritische Öffentlichkeit
Die Macher von Wikileaks sind jetzt "terroristisch", "kriminell", "unverantwortlich" usw., weil sie Herrschaftswissen publiziert haben. Nichts Erfundenes, nur die Wahrheit. Ihre Konten gesperrt, der direkte Internetzugang ebenso.
Das ist der Anfang von Zensur und Unterdrückung im Internet. Wo wird es enden?
Wenn der Warnow-Blog das Flugblatt der Freien Wähler Goldberg veröffentlicht oder auf die vermuteten Manipulationen bei der Meinungsbildung zur Woseriner Pflasterstraße hinweist, dann machen wir im ganz Kleinen das, was Wikileaks auf weltumspannender Ebene betreibt: Kritische Information im Internet. Wir ärgern nicht Staatenlenker, aber Bürgermeister und andere Entscheidungsträger durch die Publikation kritischer Meinungen. Wer das eine unterdrücken will, schüchtert auch die anderen ein.
Damit das nicht passiert, veröffentlichen wir nachstehend den Aufruf von avaaz.org zur Mitzeichnung einer Petition:
Liebe Freunde,
Die abschreckende Einschüchterungs-Kampagne seitens Regierungen und Konzernen gegen WikiLeaks, die wahrscheinlich gegen kein Gesetz verstoßen, ist ein Angriff auf Pressefreiheit und Demokratie. Wir brauchen dringend einen massiven öffentlichen Aufschrei, um den Crackdown zu stoppen – lassen sie uns in dieser Woche 1 Million Stimmen sammeln und ganzseitige Anzeigen in US-Zeitungen schalten.
Die massive Einschüchterungs-Kampagne gegen WikiLeaks jagt den Verfechtern der Pressefreiheit allerorten eisige Schauer über den Rücken.
Rechtsexperten sind der Meinung, dass möglicherweise nicht einmal das Gesetz gebrochen wurde. Trotzdem haben US-Top-Politiker WikiLeaks als terroristische Vereinigung bezeichnet und Kommentatoren sogar die Ermordung ihrer Mitarbeiter gefordert. Die Organisation ist massiven Angriffen seitens Regierungen und Konzernen ausgesetzt. Doch WikiLeaks veröffentlicht lediglich Informationen, die von einem Informanten zugespielt werden. Außerdem arbeitet WikiLeaks weltweit mit angesehenen Zeitungen (NYT, Guardian, Spiegel) zusammen, um die Informationen sorgfältig zu prüfen, die veröffentlicht werden sollen.
Wenn WikiLeaks gegen Gesetze verstoßen hat, dann müssen rechtliche Schritte hiergegen unternommen werden. Doch die massiven außergerichtlichen Einschüchterungen sind ein Angriff auf die Demokratie selbst.
Die massiven außergerichtlichen Einschüchterungen sind ein Angriff auf die Demokratie. Es braucht dringend einen öffentlichen Aufschrei für die Meinungs- und Pressefreiheit. Unterzeichnen Sie die Petition, um den Crackdown zu stoppen und leiten Sie diese E-Mail an alle weiter, die Sie kennen – lassen Sie uns in dieser Woche 1 Million Stimmen sammeln und ganzseitige Anzeigen in US-Zeitungen schalten!
http://www.avaaz.org/de/wikileaks_petition/?vl
WikiLeaks handelt nicht alleine – sie arbeitet mit großen Zeitungen zusammen (New York Times, Guardian, Der Spiegel, etc.), um sorgfältig 250.000 US-diplomatische Nachrichten zu überprüfen und alle Informationen zu entfernen, deren Veröffentlichung unverantwortlich wäre. Bislang wurden lediglich 800 Nachrichten veröffentlicht. Frühere WikiLeaks-Veröffentlichungen haben regierungsgestützte Folter, die Morde an unschuldigen Zivilpersonen im Irak und Afghanistan, sowie Wirtschaftskorruption aufgedeckt.
Die US-Regierung versucht zurzeit alle ihr zur Verfügung stehenden gesetzlichen Möglichkeiten, um WikiLeaks davon abzuhalten, weitere Nachrichten zu veröffentlichen, doch die Gesetze der Demokratie schützen auch die Pressefreiheit. Den USA und anderen Regierungen mögen die Gesetze, die unsere Meinungsfreiheit schützen, vielleicht im Weg stehen, doch genau aus diesem Grund ist es so wichtig, dass wir sie haben, und dass nur ein demokratischer Prozess sie ändern kann.
Moderate Menschen mögen nicht damit einverstanden sein, dass WikiLeaks mithilfe der kooperierenden Zeitungen mehr Informationen zu Tage fördert, als die Öffentlichkeit sehen sollte. Dass die diplomatische Diskretion unterminiert wird und dass dies alles richtig sei. Oder sie sind nicht sicher, ob der Gründer Julian Assange ein Held oder ein Schurke ist. Aber nichts davon rechtfertigt eine derart üble Einschüchterungs-Kampagne von Regierungen und Konzernen, um einen legalen Medienkanal zum Schweigen zu bringen. Klicken Sie unten, um sich dem Ruf nach einer Beendigung des Crackdowns anzuschließen.
http://www.avaaz.org/de/wikileaks_petition/?vl
Haben Sie sich je gefragt, weshalb die Medien so selten die ganze Geschichte dessen, was sich hinter den Kulissen abspielt, berichten? Das ist der Grund –wenn es doch getan wird, könnten die Reaktionen der Regierungen übel sein. Und wenn dies passiert, dann muss die Öffentlichkeit für ihr demokratisches Recht auf Meinungs- und Pressefreiheit aufstehen. Nie war es nötiger für uns, dass wir dies tun.
Voller Hoffnung,
Ricken, Emma, Alex, Alice, Maria Paz und der Rest des Avaaz-Teams
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Edited on: Donnerstag, Dezember 09, 2010 15:41
Categories: Internetzugang, Meinungsfreiheit