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Donnerstag, November 29, 2012
Mecklenburg-Vorpommern-Stolz? Vom fehlenden Wert einer Umfrage
Die Schweriner Volkszeitung berichtete vor einigen Tagen über eine von der Landesregierung für 41.000 € in Auftrag gegebene Umfrage. Diese Umfrage unter leldiglich 1000 Befragten führte zu erstaunlichen Ergebnissen:
- 92 Prozent der Befragten, äußerten sich zufrieden über die Lebensqualität in ihrer Heimat.
- Für die Generation der unter 30-Jährigen bezeichneten 60 Prozent der Teilnehmer die Lebensqualität "eher schlecht" und "sehr schlecht" (92 % der Befragten waren also über 30 Jahre alt - woher kamen dann die 60 %?)
- Im Tourismus, beim Erscheinungsbild der Kommunen und im Umweltbereich hat sich MV gut entwickelt.
- 64 Prozent der Teilnehmer bescheinigen der Landesregierung eine gute Arbeit (da darf man aber nicht an den Lehrermangel oder an die Theatersituation denken, auch nicht an die Genehmigungspraxis für Tierfabriken und vieles andere).
Aber was kann schon herauskommen, wenn ich lediglich 1000 Einwohner befrage? Egal, wie die ausgewählt werden, das Ergebnis ist nicht repräsentativ!
Machen wir ein Gedankenexperiment, führen wir eine Umfrage in der gegenüber dem ganzen Land recht kleinen Warnowregion durch. Hier ist die Tourismuswirtschaft eine wichtige Größe. Wen sollen wir befragen, wer ist für diese Branche repräsentativ? Private Zimmervermieter, Campingplatzbetreiber, Betreiber kleiner und mittlerer Hotels oder lieber van-derFalk (Linstow) oder gar das Ferienresort Flesensee (allein dort schon 600 Beschäftigte)? Dann wären da noch die Gastronomen, die Kanu-, Reit-, Fahrrad- usw. Touristiker, die Tourismusvereine, Fremdenverkehrsbüros - die Aufzählung ist unvollständig. Selbst wenn wir aus jedem Segment einen befragen, ist die jeweilige Aussage einerseits nicht repräsentativ und andererseits der Anteil am Gesamtpool von 1000 Personen schon zu groß. Denn da sind die vielen anderen Wirtschaftszweige, die Verwaltungen, die Schulen und anderen Bildungsträger, die kulturell Engagierten, die vielen Vereine mit ganz unterschiedlichen Handlungsfeldern und nicht zuletzt auch noch die ganz gewöhnlichen Bürger - als Arbeitnehmer oder Hartzie, Azubi oder Student, Hausfrau/-mann oder Rentner - wie will ich da von nur 1000 Befragten ein repräsentatives Bild erhalten? Mal ganz abgesehen davon, dass der Interviewer mit Suggestivfragen die Antwort beeinflussen kann und der Interviewte nicht wahrheitsgemäß antworten muss...
Die Leserkommentare zum SVZ-Artiel fassen den Wert der Studie kurz und treffend zusammen:
LARS UNGER 28.11.2012 18:22
Schade um das viele Geld...