Leserbrief vom 06.06.2012 09:16
- nicht nur den Bootsverkehr betrachten
(OZ) - Auf den Kern der Fragestellungen vom 3.6.2012 ist der Naturwissenschaftler Günter Hering leider nicht eingegangen.
Wie sehr Aussagen von wissenschaftlichen Untersuchungen oder Studien zutreffen, hängt von den genauen Fragestellungen, Rahmenbedingungen und Annahmen ab. In diesem Falle wäre auch zu klären, wieviel Gewicht andere Prozesse im Vergleich zum Botsbetrieb haben.
Erst wenn aktuelle Daten der verschiedenen Einflüsse ohne Vorurteil erfaßt und ausgewertet worden sind, kann sauber abgewogen werden, welche Maßnahmen sinnvoll sind. Aus diesen Daten wären auch die Rahmenbedingungen abzuleiten, unter denen das Nutzen möglich wäre.
1. Die Warnow sorgt selbst für Veränderungen, die durch Bewuchs, umgefallene Bäume und Treibgut verursacht werden. Es ist sicher nicht sinnvoll, auf freien Fluß per Zufall zu hoffen. Spätestens bei erheblichem Stau wird der Mensch eingreifen müssen. Ohne menschlichen Eingriff wird sich die Warnow bei Hochwasser oder Stau seine eigenen Wege wählen und "nebenbei" auch abgelagerte Nährstoffe freisetzen. Oder das verkrautete und teilweise verlandende Gewässer kann andere schädliche Auswirkungen haben.
2. Es wäre z.B. zu untersuchen, wieviel Nährstoffe nach mehreren Jahrzehnten Sperre für Schiffsverkehr, Änderungen in der Landwirtschaft und in der Besiedlung tatsächlich durch elektrisch betriebene Boote freigesetzt werden würden.
3. Es wäre im Vergleich z.B. zu untersuchen, wieviel Nährstoffe durch natürliche Prozesse (Hochwasser, umgestürzte Bäume, Verstopfungen, Überflutung von Nutzflächen), durch notwendige Eingriffe (z.B. Spezialboote zum Freihalten, Baumaßnahmen) und heutige Einleitungen freigesetzt werden.
4. Es wäre zu untersuchen, welche weiteren Effekte in welchem Maße für oder gegen das Befahren der Warnow sprechen. Sind Auswirkungen, die der Bootsverkehr verursacht, erheblich im Vergleich zu anderen Effekten (z.B. starker Pflanzenwuchs, Hochwasser, andere Nutzung oder Eingriffe durch Menschen)?
5. Natürlich sind zur DDR-Zeit auf der Warnow Boote mit Verbrennungsmotor gefahren, daran können sich ältere Anwohner sicher erinnern.
6. Daß Herr Hering Projektingenieur sei, stand so im Artikel der Ostsee-Zeitung vom 31.05.2012. Ich bitte, mein Vertrauen in diese Angabe zu entschuldigen.
Elektromotoren sind ideal auch für langsamlaufende Bootsantriebe geeignet. Damit sind schonende Antriebe möglich. Doch vielleicht sind gerade "Entkrauter" und „Belüfter” wünschenswert? ;-)
schreibt Matthias Kross aus Bützow