Personenschiffahrt auf der Warnow?

Die Bützower Zeitung berichtete unlängst, dass das Staatliche Amt für Umwelt und Natur (StAUN) Rostock Gelder aus der Agenda-21-Förderung über die Stadt Schwaan an die Universität Rostock ausreicht. Diese soll eine Studie über Möglichkeiten einer Personenschiffahrt auf der unteren Warnow erarbeiten.

Das macht fassungslos. Bekanntlich trinkt Rostock aus der Warnow. Der Fluss hat zwischen Bützow und Rostock kein Gefälle. Er verhält sich hier wie ein langgestreckter See und bietet dadurch den Algen optimale Entwicklungsbedingungen bis hin zu intensiven Wasserblüten. Die verstopfen im Wasserwerk nicht nur die Filter, sondern beeinträchtigen auch den Geschmack des Rohwassers und verursachen kostenintensive Maßnahmen, die wir in Rostock - Bevölkerung und Wirtschaft – über die Wasserpreise bezahlen müssen.

Würde der im Flussbett lagernde Schlamm aufgewirbelt und dadurch das im ruhenden Schlamm gebundene Phosphat wieder in Lösung gebracht, wären Wasserblüten in schwer vorstellbarem Ausmaß die Folge. Deshalb ist mit Ausnahme von kleinen Booten jeder Schiffsverkehr auf der Warnow verboten. Deshalb und völlig zu Recht legte auch der Warnow-Wasser- und Abwasserverband Beschwerde ein gegen die vom StAUN 2005 erteilte Ausnahmegenehmigung, anlässlich des Schwaaner Stadtjubiläums für nur zwei Tage eine Personenschiffahrt zwischen Rostock und Schwaan zu gestatten.

Nun soll es um Personenschiffahrt zwischen Bützow und Schwaan gehen. Als wenn das dort durch größere Schiffe freigesetzte Phosphat nicht auch in Form von Algenblüten an der Brauchwasserentnahmestelle des Rostocker Wasserwerkes ankäme! Bezeichnender Weise sollen in die Uni-Studie zwar die Unteren Naturschutzbehörden und die Abteilung Naturschutz des StAUN eingebunden werden, aber nicht die Wasserfachleute.

Der beauftragte Professor Riedel von der Universität muss das alles nicht wissen, denn zum einen kam er erst nach der Abwicklung diesbezüglicher Uni-Institute (und der Vernichtung wertvoller Forschungsergebnisse) nach Rostock und zum anderen ist er Landschaftsarchitekt.

Aber noch gibt es hierzulande genügend Fachleute, die dieses Wissen besitzen – unter anderem bei der Eurawasser und auch im StAUN Rostock selbst. Die sitzen allerdings nicht in dem von der Bützower Zeitung genannten Abteilung Naturschutz.

Anzumerken bleibt auch, dass die Finanzierung dieser Studie im Widerspruch zur Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie steht. Durch sie soll ein guter ökologischer Zustand der Warnow erreicht werden. Die Kriterien für einen guten ökologischen Zustand sind hart und auf keinen Fall durch vermeidbare Nährstoffbelastungen zu erreichen.

Vor allem aber ist Zukunftssicherung gemeint, wenn von Agenda-21-Zielen und deren Umsetzung die Rede ist. Es erscheint mir daher verantwortungslos, Agenda-21-Fördermittel für eine Studie zur Ermöglichung von Passagierschiffahrt auf der Warnow einzusetzen.

Friedrich Heidemann, Rostock

auch im „Rostocker Blitz“ vom 11.3.07